15. Was ist bei der Igel-Auswilderung im Frühjahr zu beachten?

Was ist bei der Igel-Auswilderung im Frühjahr zu beachten?

Sie haben einen Igel überwintert, einen Jungigel oder einen Igel, der älter als ein Jahr ist, gesund gepflegt und wieder hochgefüttert auf 750 g (Jungigel) bzw. auf mindestens 1000 g (Altigel).

Nun soll (und muss) er in die Natur entlassen werden.

Man wildert Igel im Frühjahr erst aus, wenn Bäume, Büsche und Bodenbewuchs voll ergrünt sind. Das ist in Niedersachsen meist erst Ende April der Fall. Die Beutetiere der Igel brauchen einen gewissen zeitlichen Vorlauf, um sich zu entwickeln. Igel sollten erst dann auf die Jagd gehen müssen, wenn Käfer, Larven, Spinnen etc. in ausreichender Anzahl wieder unterwegs sind. Jungigel sollten Sie nur dort auswildern, wo die vorübergehende Einrichtung einer Futterstelle möglich ist – also idealerweise im eigenen Garten oder im Garten bei zuverlässigen Freunden, die eine Futterstelle einzurichten bereit sind. Es ist sinnvoll, Nachbarn über die Auswilderung zu informieren, damit Gefahrenquellen in den Gärten nach Möglichkeit beseitigt werden – insbesondere, wenn der Igel durch genau diese Gefahrenquellen verletzt gewesen ist (Obstnetze, Mausefallen, Tellersensen, Rasentrimmer mit Nylonfaden). Sorgen Sie für Löcher in Ihren Zäunen, damit kein Igel in den Maschen eines Maschendrahtzaunes  stecken bleibt. Gartenteiche, Kellerfensterschächte und Kelleraußentreppen sollten mit Ausstiegshilfen versehen werden.

Siedeln Sie ältere Igel nur bei zwingenden Gründen um. Igel kennen ihr angestammtes Areal mit Futterquellen, Wasserstellen und Versteckmöglichkeiten und gehen mit großer Sicherheit jede Nacht mehrere Kilometer die ihnen vertrauten Wege ab. Deshalb sollte man einen erwachsenen Igel stets am Fundort auswildern, notfalls auch ohne Futterstelle, sofern der Fundort ein halbwegs vernünftiges Igelbiotop darstellt.

Ein Igel wird in der späten Abenddämmerung ausgewildert. Bis dahin bleibt er in seiner gewohnten Pflegebox, oder er wird, wenn Sie ihn  zum Auswildern von (m)einer Igelstation übernommen haben, tagsüber in dem Auswilderungskarton gelassen und an einem kühlen, ruhigen Ort abgestellt (Treppenhaus, Windfang, Garage, Keller).

Naturnahes Nest für den Igel im Garten einrichten: mit Stroh oder Blättern gefülltes Holz-Igelhaus, Stein-Igelhöhle, angelehntes Brett mit Stroh dahinter oder Ähnliches

Futter zubereiten: 200 g Katzendosenfutter mit 2 bis 3 El. Igeltrockenfutter von Vitakraft (erhältlich bei Fressnapf, Miezebello, Futterhaus) oder weichen Haferflocken und 1 Tl. Speiseöl zu einem zähen Brei verrühren

Gefüllten Futter- und Wassernapf an eine geschützte Stelle mit Deckung im Garten stellen, an der Sie für ca. 2 Wochen die Futterstelle einrichten wollen

In der späten Abenddämmerung den Igel in seinem Schlafhaus oder mitsamt dem Auswilderungskarton an die Futterstelle bringen, —  bei einem Auswilderungskarton den Klebestreifen von dem eingeschnittenen Tor entfernen, Tor aufklappen — und es dem Igel selbst überlassen, wann er sich in die Freiheit wagt (30 Sekunden bis 3 Stunden, alles ist möglich). Schlafhaus am nächsten Tag wegnehmen bzw. Papphaus am nächsten Tag wegwerfen – der Igel geht i. d. R. nicht wieder hinein und soll dies auch nicht.

 

Die Futterstelle:

  • Futterreste morgens wegwerfen,
    Futterstelle von Hinterlassenschaften reinigen
  • Abends gegen 21 Uhr neues Futter hinstellen, auch wenn der Igel die ersten Nächte nicht kommt, weil er seinen Freiheitsrausch auslebt. Nach ein paar Nächten hat er so richtig Hunger und erinnert sich an die Futterstelle.
  • Wasserstelle allmählich in Richtung einer sicherlich sowieso vorhandenen Vogeltränke verschieben, bis man den Igelwassernapf weglassen kann.
  • Tiertränke täglich abends säubern und mit frischem Wasser füllen:
    Vogelmilben und Salmonellen schaden dem Igel.
  • Futterstelle spätabends kontrollieren: Kommen noch weitere Igel, sollte man die Futtermenge erhöhen, denn die anderen Igel haben es ebenfalls nötig.
  • Kommen Katzen, sollte man eine Futterkiste über das Futter stellen, z. B. eine Apfelsinenkiste, in die man ein oder zwei 10 x 10 cm große Igeltore sägt. Die Igel gehen hemmungslos hinein, Katzen bleiben draußen. Mit draufgetackerter Plastikfolie hat man gleich auch einen Regenschutz!
  • Kommen Ratten, nur füttern, wenn man in der Nähe sitzt und sie verscheuchen kann. Futternapf wegnehmen, wenn man selbst zu Bett geht. Ratten bringen manche Nachbarn dazu, Rattengift auszulegen, das unter Umständen die ganze Igelpopulation ausrottet. Dann geht der Schuss mit der Futterstelle nach hinten los.
  • Findet sich grüner, schmieriger Igelkot um die Futterstelle herum, diese verlegen und versuchen, den „Verursacher“ ausfindig zu machen, zu fangen und in eine Igelstation zu bringen bzw. mich kontaktieren. Hier ist eine Entwurmung nötig, und der Igel sollte nicht seine Artgenossen anstecken.

Frisches Wasser bis zum nächsten Winter durchgängig anbieten, Futter auf jeden Fall bis Mitte Mai geben und ab Anfang September wieder anfangen zu füttern, damit die Jungigel und die vom Säugen ausgezehrten Weibchen nicht untergewichtig in den Winterschlaf gehen müssen bzw. im November menschliche Hilfe brauchen.