23. Entwurmung/Parasitenbehandlung bei Igeln. Meine Empfehlungen für den Tierarzt Ihres Vertrauens zur Entwurmung Ihres Pflegeigels

Entwurmung/Parasitenbehandlung bei Igeln. 

Meine Empfehlungen für den Tierarzt Ihres Vertrauens zur Entwurmung Ihres Pflegeigels 
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Außenparasiten:

Kaufen Sie Frontline-Spray in einer 100-ml-Pumpspray-Flasche in der Menschenapotheke (auf keinen Fall das Spot-on-Präparat!!!)  zur Entflohung und bei Zeckenbefall mit Zecken bis zu einer Größe von Sesamkörnern. Sie sprühen
einem Igel unter 250 g: 1 vorsichtiger Pumpspray-Stoß auf den Rücken,
einem Igel von 250 g bis 500 g: 2 Pumpspray-Stöße auf den Rücken,
einem Igel über 500 g: 2 bis 3 Pumpspray-Stöße auf den Rücken und einen unter den Bauch. 

Der Igel darf es nicht einatmen und nicht in die Augen bekommen, deshalb decken Sie während des Sprühens den Kopf mit einem kleinen Handtuch ab. Die Flöhe werden danach zwar ins Gesicht des Igels flüchten oder springen vom Igel ab, haben das Mittel aber schon abbekommen und überleben das nicht. Lassen Sie den Igel nicht sofort wieder ins Schlafhaus gehen, sondern lassen Sie ihn eine Viertelstunde ohne Verkriechmöglichkeit in der Box herumlaufen, damit die Alkoholdämpfe verfliegen. Im Bedarfsfall wiederholen Sie die Prozedur drei Tage später. 

*In eigener Sache! Wegen einiger aktueller “Angriffe” von sehr klugen und igelerfahrenen Foren-Bloggern:

Frontline wird seit einiger Zeit in etlichen Gremien stark verunglimpft (“Shit-storm”…). Ich weise darauf hin, dass es sich bei Frontline nicht um ein Nervengift handelt, das neurologische Störungen verursacht. Ich verwende Frontline seit 18 Jahren (natürlich in vernünftiger Dosierung und nur bei Igeln, bei denen ich mir sicher bin, dass ein Insektizid nicht gleich auch noch den ohnehin schon lebensbedrohlich kranken Igel oder ein winziges Igelkind mit umbringt). Ich habe in meiner Obhut noch nie einen Igel erlebt, der nach der von mir beschriebenen vernünftigen Behandlung mit Frontline irgendeinen Schaden davongetragen hat. Den Einwänden von “erfahrenen” Igelsachverständigen gegen die Verwendung  von Frontline möchte ich begegnen mit der Anfrage: “Was tun Sie gegen Flöhe und Zecken-Nymphen? Wie lange pflegen Sie Igel, und wieviele Igel sind bisher durch Ihre Hände gegangen?” Ich pflege Igel seit 2005 und habe, meine Zeit von 2006 bis 2014 als Vizevorsitzende des “Igelhaus Laatzen”  eingerechnet, bis heute etwa 9500 Igel in den Händen gehabt, die bis auf sehr wenige parasitenfreie Tiere sämtlich mit Frontline behandelt wurden, ohne dass ein Igel dadurch zu Schaden gekommen wäre. Die wirklich wirksame Alternative zu Frontline war Jacutin-Spray, das angeblich weniger aggressiv gegen den Parasitenwirt war. Aber dieses ist seit einigen Jahren vom Markt genommen. Sogenannte “biologische und unbedenkliche” Flohsprays kann man gerne kaufen und anwenden… aber sie nützen nur den Vertreibern. Die Flöhe auf dem Igel leben lustig weiter…

Größere Zecken müssen Sie einzeln mit Pinzette oder Zeckenzange entfernen.
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Innenparasiten:

Im folgenden nenne ich die vier Hauptentwurmungskomponenten, die für Igel ab 250 g Körpergewicht (Levamisol ab 300 g Körpergewicht und nur bei stabilen Igeln) in Betracht kommen. Nach Möglichkeit sollte nur nach voheriger Kotuntersuchung durch einen Tierarzt, eine Igelstation oder ein entsprechendes Labor gezielt gegen den nachgewiesenen Innenparasiten medikamentiert werden.

Praziquantel, Levamisol und/oder Flubenol dürfen auf keinen Fall an ein und demselben Tag verabreicht werden!! Die Menge der Toxine, die von absterbenden Innenparasiten ausgestoßen werden, kann bei gleichzeitiger Anwendung mehrerer Entwurmungsmedikamente derartig hoch ansteigen, dass binnen Minuten ein Leber- oder sogar  Multiorganversagen einsetzt und zum Tod des Igels führt. Die Gabe der Entwurmungsmedikamente muss der Verfassung des Igels angepasst sein.
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1. Cotrimoxazol (Handelsname: Cotrim K (das K steht für Kinder), Suspension) 48 mg/ml

Sehr häufig bekommen Jungigel bakterielle Darminfektionen. Die ersten 2-3 Tage fressen sie noch, und man denkt, alles ist gut. Dann hören sie auf zu fressen, nehmen ab und setzen grünen, schleimigen und/oder dünnflüssigen Kot ab. Die Bakterien haben sich mit dem Hochfahren des Igel-Stoffwechsels vermehrt und werden meistens durch Cotrim erfolgreich bekämpft. Außerdem wirkt Cotrim gegen die einzelligen Darmparasiten namens Kokzidien, die leicht unterm Mikroskop bei einer Kotuntersuchung festgestellt werden können. Cotrim K ist ein verschreibungspflichtiger antibiotischer Saft für Kinder aus der Humanmedizin, den man mit einem Rezept vom Tierarzt oder von einem tierlieben Hausarzt in der Menschenapotheke erhält.
Cotrim K bitte im Kühlschrank aufbewahren und vor Entnahme der Tagesdosis gut schütteln.
Bei bakterieller Darmentzündung ohne Kokzidiennachweis:
am ersten Behandlungstag 0,2 ml pro 100 g Körpergewicht (entspricht 9,6 mg Cotrimoxazol) und
am zweiten bis siebten Behandlungstag 0,1 ml pro 100 g Körpergewicht (entspricht 4,8 mg Cotrimoxazol) oral (= mit einer Spritze in die Schnauze, s.u.) mit einer 1-ml-Spritze.
Beispiel: Bei 360 g Körpergewicht geben Sie also am 1. Behandlungstag 0,72 ml (denn der Igel wiegt 3,6  x 100 g, also muss er 3,6 x 0,2 ml bekommen). Ab dem 2. Behandlungstag dann 3,6x 0,1 ml = 0,36 ml. Wenn er zunimmt, entsprechend mehr.
Wenn sich das Fressverhalten und die Konsistenz des Kots nach 3 Tagen nicht bessern, muss zusätzlich vom Tierarzt ein anderes Antibiotikum in Erwägung gezogen werden.
Bei nachgewiesenem Kokzidienbefall:
am ersten Behandlungstag 0,2 ml pro 100 g Körpergewicht und am zweiten bis fünften Behandlungstag 0,1 ml pro 100 g Körpergewicht oral (= mit einer Spritze in die Schnauze, s.u.) mit einer 1-ml-Spritze.

Beispiel: Bei 360 g Körpergewicht geben Sie also am 1. Behandlungstag 0,72 ml (denn der Igel wiegt 3,6  x 100 g, also muss er 3,6 x 0,2 ml bekommen). Ab dem 2. Behandlungstag dann 3,6x 0,1 ml = 0,36 ml. Wenn er zunimmt, entsprechend mehr.
Nach diesen 5 Tagen wird 5 Tage mit der Gabe von Cotrim K pausiert, danach müssen weitere 5 Tage lang 0,1 ml pro 100 g Körpergewicht Cotrim K verabreicht werden. Danach durch eine Kontroll-Kotuntersuchung ausschließen, dass noch Kokzidien vorhanden sind. Sollte dies doch der Fall sein, ist nach weiteren 5 Tagen eine dritte Behandlungseinheit von 5 Tagen notwendig.
Die neuesten Empfehlungen von autorisierten Tierärzten lauten, bei nachgewiesenem Kokzidienbefall die Cotrim-Behandlung insgesamt 10 Tage mit der Dosierung 0,2 ml / 100 g Körpergewicht durchzuführen.

Gegen Kokzidien und juvenile bakterielle Darmentzündungen. Wenn sich das Fressverhalten und die Konsistenz des Kots nach 3 Tagen nicht bessern, muss zusätzlich vom Tierarzt ein anderes Antibiotikum in Erwägung gezogen werden.

Wenn die Cotrim K-Emulsion nicht lieferbar sein sollte:
Man kann auch Cotrim E (E bedeutet für Erwachsene) verwenden, muss dann aber sämtliche Dosierungen gegenüber Cotrim K halbieren.

Oder man gibt TSO-Tabletten für Hunde:

Dosierung:

TSO 400+80-Tabletten:
erster Behandlungstag: 1/5 Tablette / 1 kg Körpergewicht
ab zweitem Behandlungstag: 1/10 Tablette / 1 kg Körpergewicht

TSO 100+20-Tabletten:
erster Behandlungstag: 1 Tablette / 1 kg Körpergewicht
ab zweitem Behandlungstag: 1/2 Tablette / 1 kg Körpergewicht

(Bei TSO 100+20 ist die Dosierung etwas angehoben, damit man das Bemessen für kleine Igel überhaupt noch irgendwie handhaben kann.)

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2. Praziquantel (Handelsnamen: Droncit, Prazinex, Band-ex, VetBancid u.a.) Inj.-Lösung: 56,8 mg/ml, Tabletten: 50 mg

Einmalige Injektion durch den Tierarzt : 0,22 ml für Igel mit 250 g bis 500 g Körpergewicht (KG), 0,44 ml für Igel mit 500 g bis 900 g KG und 0,05 ml/100 g KG für Igel über 900 g Körpergewicht; oder

einmalig von einer 50-mg-Praziquanteltablette (nur über den Tierarzt erhältlich) eine Vierteltablette für Igel unter 500 g und eine halbe Tablette für Igel über 500 g, zermörsert übers Futter oder, bei schlecht fressenden Igeln, direkt mit Futterbrei in einer Spritze in die Schnauze, s.u. .

Gegen Bandwürmer, Darmsaugwürmer u. a.


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3. Flubendazol (Handelsname: Flubenol)

Für Igel mit Nachweis von Lungenhaarwürmern (Capillaria aerophilia) und Darmhaarwürmern  (Capillaria erinacei) im Kot. Hat ein Igel Darmhaarwürmer und Lungenwürmer (Crenosoma striatum), gibt man kein Flubendazol, sondern Levamisol, da dieses gegen diese beiden Parasitenarten wirkt.

a) Pulver (5-prozentig) :  0,16 g /100 g KG  (das entspricht ca. 1 kleinen Msp. pro 100 g Körpergewicht, besser wäre der Einsatz einer Feinwaage) jeweils an 5 aufeinanderfolgenden Abenden übers Futter, oder

b) Paste (44 mg/ml Flubendazol)

Für einen Igel  bis 700 g Körpergewicht reicht eine Packung aus, für einen Igel über 700g braucht man 2 Packungen, denn eine Packung enthält nur 7,8 ml.

Dosierung aus dem Injektor nach untenstehender Tabelle, die in der Tabelle angegebene Menge jeweils an 5 aufeinanderfolgenden Abenden übers Futter verteilen oder, die Gesamttagesdosis aufgeteilt auf 2 Tagesgaben, direkt oral (= mit einer Spritze in die Schnauze, s.u.) eingeben, z. B. wenn ein Igel nur schlecht frisst oder wenn man Geschwister noch zusammen in der Box hält.
Verabreichung von Flubenol nur bei Igeln über 250 g Körpergewicht, außer bei Nachweis eines sehr starken Haarwurmbefalls;  dann direkt aus der Spritze eine halbe Tagesdosis eingeben und eine Gabe der zweiten Hälfte der Tagesdosis natürlich nicht durchführen, wenn der Igel nach der ersten Gabe mit Schwäche oder Krämpfen reagiert hat.
Flubenol-Dosierung mit dem Pasten-Injektor: 1 Teilstrich auf Injektorkolben = 0,5 ml

Igelgewicht in g    Anzahl Teistriche     ml        
250 1 0,5
500 2 1,0
600 3 1,5
700 4 2,0
800 4 2,0
900 und alles darüber 5 2,5

Gegen Lungenhaarwürmer und Darmhaarwürmer u.a.
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4. Levamisol (in Form von Levamisol-Hydrochlorid)

a) Levamisol 1-prozentige orale Lösung (Handelsname: “Beaphar Wormmiddel für Vögel”),
Bezug über https://www.medpets.de/beaphar+ascapinal/?sqr=Levamisol

Flüssigkeit zur oralen Gabe. 0,2 ml / 100 g Körpergewicht zweimal im Abstand von 48 Std. oral verabreichen. (0,2 ml = 2 mg Levamisol)

Ein Igel, bei dem Lungenwürmer (Crenosoma striatum) im Kot nachgewiesen wurden, bekommt von dieser Levamisollösung 0,2 ml / 100 g Körpergewicht direkt in die Schnauze (Spritzenfütterung s.u., bitte sehr sorgfältig ausrechnen und auf die Zehnerpotenzen achten; im Zweifelsfall einen Tierarzt fragen, Überdosierung ist extrem gefährlich), und zwar zweimal. Zwischen den beiden Gaben halten Sie einen zeitlichen Abstand von 48 Std. ein.
Beispielrechnung: Ein 600-g-Igel wiegt 6 mal 100 g. Deshalb bekommt er von dem Levamisol 6 mal 0,2 ml = 1,2 ml verabreicht.
Ich würde zuerst mit einer harmlosen Substanz mit dem Igel ausreichend üben, etwas aus der Spritze in die Schnauze zu bekommen und zu schlucken. Es ist bei dem Levamisol wirklich wichtig, dass er die abgemessene Menge komplett runterschluckt und nichts danebensabbert. Das Danebensabbern erfolgt oft, wenn man die Spritze sofort nach dem Reindrücken des Medikaments aus der Schnauze zieht. Vielleicht wäre es günstig, das Levamisol in 2 ml Futterbrei einzurühren und dem Igel ganz langsam in 0,2-ml-Schritten die Gesamtmenge zu füttern. Den Futterbrei muss man durch ein Teesieb quetschen, damit er 100%ig spritzengängig ist.

b) Levamisol 10-prozentig als Pulver (Handelsnamen: Concurat-L 10%, Nilverm Nova 118mg/g) 
1,0 g Pulver in 3,0 ml Wasser auflösen. Von der entstandenen Lösung 0,08 ml / 100 g KG  zweimal im Abstand von 48 Std. oral (= mit einer Spritze in die Schnauze, s. u.) verabreichen. (0,08 ml = 2 mg Levamisol)

Man sollte die Lösung nach der genauen Abmessung noch mit Wasser weiter verdünnen und ein paar Tropfen Honig oder etwas Fleischsaft hinzufügen, da es vielen Igeln nicht schmeckt und sie sich schütteln!

c) Levamisol-Injektionslösung 10-prozentig:
Durch den Tierarzt zwei Injektionen à 0,02 ml/100 g KG im Abstand von 48 Std., (0,02 ml = 2 mg Levamisol  10%ig, also 10mal konzentrierter als das oral zu verabreichende Levamisol von Beaphar), in einer 1-ml-Spritze aufziehen und bis 0,8 ml auffüllen mit NaCl,  mit Aspiration spritzen, da das Mittel auf keinen Fall in die Blutbahn gelangen darf! Nur bei stabilen Tieren über 250 g.


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Praziquantel, Levamisol und/oder Flubenol dürfen auf keinen Fall an ein und demselben Tag verabreicht werden!!

Zuerst kann es nach Entwurmungsmedikamenten zu grünem Kot und heftigen Hustenanfällen kommen – beides ist auf das Ausscheiden der abgestorbenen Innenparasiten und der von ihnen abgegebenen Toxine zurückzuführen und normal. Nach der Levamisolgabe kann es sogar sein, dass der Igel sich übergibt oder zumindest sehr stark speichelt. Aber nach ca. 2 Stunden ist das vorüber, und dann hat Levamisol zusätzlich auch noch eine appetitanregende Wirkung. Maximal eine Woche nach Flubenol und Levamisol  sollte jeglicher Husten des Igels verschwunden sein. Wenn nicht, liegt eine bakterielle Atemwegsentzündung vor, die antibiotisch behandelt werden muss.
Nach der medizinischen Behandlung muss der Igel auf 750 g hochgefüttert werden und dann an einem Ort mit Außentemperatur (Gartenhaus, Garage) Winterschlaf halten nach folgender Anleitung:

Schwache, untergewichtige oder sehr kleine Igel sollten nicht vor einer Stabilisierung ihrer Konstitution bzw. vor Erreichen von 250 g Körpergewicht mit Levamisol und Flubenol behandelt werden.

In Ausnahmefällen kann man bei schwerem Befall/schweren Symptomen bei kleineren Jungigeln als 250 g eine auf 2 Tagesgaben aufgeteilte Zwei-Drittel-Dosis Levamisol spritzen bzw. Flubenol geben, indem man die Tagesdosis auf 2 Gaben mit der halben Dosis verteilt (und die 2. Gabe natürlich nicht durchführt, wenn der Igel nach der ersten Gabe mit Schwäche oder Krämpfen reagiert hat).

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Antibiosen:

nur bei Indikation (Inappetenz, Durchfall, Gewichtsstagnation oder –abnahme, grüner Kot, schwere Atemwegsinfektionen, Verletzungen.)

Man versucht es zuerst mit: Duphamox LA: 0,1 ml pro 100 g KG s.c. injizieren, 4mal im Abstand von je 48 Std.. Nur wenn dies bis ca. 12 Std. nach der 2. Inj. keinen Erfolg bringt, verwirft man die 3. und 4. Inj. und verwendet stattdessen:

Baytril 2,5%ig: 0,1 ml pro 100 g KG  s.c. injizieren, 5mal im Abstand von je 24 Std.. (Achtung: Baytril erzeugt Spritzennekrosen sowie schwere Nebenwirkungen für Jungtiere. Nur nach erwiesener Wirkungslosigkeit von Duphamox LA verwenden!)
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Bitte weisen Sie den konsultierten Tierarzt darauf hin, dass diese Behandlungsvorschläge  den Angaben im Buch “Igel in der Tierarztpraxis” des deutschen Dachverbandes Pro Igel e.V. entsprechen, das von der Tierärztl. Hochschule Hannover mitentwickelt wurde und dessen Lektüre als Ergänzung zum Studium jedem Tierarzt dringend zu empfehlen ist. Denn der Igel wird leider im Tiermedizin-Studium nicht detailliert behandelt.

( Bestell-Formular: http://www.pro-igel.de/produkt/igel-in-der-tierarztpraxis-igelwissen-kompakt-1/  oder als Download:  http://www.pro-igel.de/downloads/spezialthemen-iwk/IWk1_Tierarzt.pdf  )
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Grundsätzlich kein Ivomec, kein Advocate oder sonstiges Spot-on-Präparat an Igel verabreichen: diese Mittel passieren beim Igel die Bluthirnschranke und führen in aller Regel zum Tod des Igels oder zu schwersten neurologischen Ausfällen.
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Außenparasiten:

Kaufen Sie Frontline-Spray in einer 100-ml-Pumpspray-Flasche in der Menschenapotheke (auf keinen Fall das Spot-on-Präparat!!!)  zur Entflohung und bei Zeckenbefall mit Zecken bis zu einer Größe von Sesamkörnern. Sie sprühen
einem Igel unter 250 g: 1 vorsichtiger Pumpspray-Stoß auf den Rücken,
einem Igel von 250 g bis 500 g: 2 Pumpspray-Stöße auf den Rücken,
einem Igel über 500 g: 2 bis 3 Pumpspray-Stöße auf den Rücken und einen unter den Bauch.

Der Igel darf es nicht einatmen und nicht in die Augen bekommen, deshalb decken Sie während des Sprühens den Kopf mit einem kleinen Handtuch ab. Die Flöhe werden danach zwar ins Gesicht des Igels flüchten oder springen vom Igel ab, haben das Mittel aber schon abbekommen und überleben das nicht. Lassen Sie den Igel nicht sofort wieder ins Schlafhaus gehen, sondern lassen Sie ihn eine Viertelstunde ohne Verkriechmöglichkeit in der Box herumlaufen, damit die Alkoholdämpfe verfliegen. Im Bedarfsfall wiederholen Sie die Prozedur drei Tage später.

*In eigener Sache! Wegen einiger aktueller “Angriffe” von sehr klugen und igelerfahrenen Foren-Bloggern:

Frontline wird seit einiger Zeit in etlichen Gremien stark verunglimpft (“Shit-storm”…). Ich weise darauf hin, dass es sich bei Frontline nicht um ein Nervengift handelt, das neurologische Störungen verursacht. Ich verwende Frontline seit 18 Jahren (natürlich in vernünftiger Dosierung und nur bei Igeln, bei denen ich mir sicher bin, dass ein Insektizid nicht gleich auch noch den ohnehin schon lebensbedrohlich kranken Igel oder ein winziges Igelkind mit umbringt). Ich habe in meiner Obhut noch nie einen Igel erlebt, der nach der von mir beschriebenen vernünftigen Behandlung mit Frontline irgendeinen Schaden davongetragen hat. Den Einwänden von “erfahrenen” Igelsachverständigen gegen die Verwendung  von Frontline möchte ich begegnen mit der Anfrage: “Was tun Sie gegen Flöhe und Zecken-Nymphen? Wie lange pflegen Sie Igel, und wieviele Igel sind bisher durch Ihre Hände gegangen?” Ich pflege Igel seit 2005 und habe, meine Zeit von 2006 bis 2014 als Vizevorsitzende des “Igelhaus Laatzen”  eingerechnet, bis heute etwa 9500 Igel in den Händen gehabt, die bis auf sehr wenige parasitenfreie Tiere sämtlich mit Frontline behandelt wurden, ohne dass ein Igel dadurch zu Schaden gekommen wäre. Die wirklich wirksame Alternative zu Frontline war Jacutin-Spray, das angeblich weniger aggressiv gegen den Parasitenwirt war. Aber dieses ist seit einigen Jahren vom Markt genommen. Sogenannte “biologische und unbedenkliche” Flohsprays kann man gerne kaufen und anwenden… aber sie nützen nur den Vertreibern. Die Flöhe auf dem Igel leben lustig weiter…

Größere Zecken müssen Sie einzeln mit Pinzette oder Zeckenzange entfernen.

© Gertraude Göpner