27. Wann beginnt der Winterschlaf der Igel in der Natur? Wie lange soll ich im Garten zufüttern?

Wann beginnt der Winterschlaf der Igel in der Natur? 

Wie lange soll ich im Garten zufüttern?

Die Auslöser für den Winterschlafbeginn sind ein bisschen differenzierter zu sehen, als einfach nur: „Es wird Winter”.
Ein Igel geht normalerweise in den Winterschlaf aufgrund einer Kombination der Faktoren:

sinkende Nachttemperatur,

Nahrungsverknappung,

längere Dauer der Nächte und

genügend Körpergewicht.

Die erwachsenen Männchen, die nach der Paarung nichts anderes zu tun haben als zu fressen, ziehen sich Anfang Oktober als erste zurück, sobald es ihnen ungemütlich wird. Die Weibchen, die das durch das Säugen entstandene Energiedefizit noch eine Weile ausgleichen müssen, gehen ab Mitte Oktober, oft auch erst im November in den Winterschlaf. Und die Jungigel versuchen – oft „verzweifelt”- so lange es nur geht, etwas auf die Rippen zu bekommen. Sie wissen instinktiv, dass es umso besser fürs Überleben des Winter ist, je dicker man ist.

Eine Futterstelle sollte bis Ende November oder bis zum ersten nennenswerten Frost beschickt werden, oder natürlich, bis eine knappe Woche lang in Folge kein Igel mehr gekommen ist. Anfang Dezember muss jeder Igel im Winterschlaf verschwinden, weil sonst die Gefahr zu groß wird, dass er vom Schnee überrascht wird und in sein Nest nicht mehr hineinkommt. Wenn die niedrigen Temperaturen nicht ausreichen, damit er „begreift”, dass er jetzt Winterschlaf machen muss, bewirkt ein Einstellen der Fütterung das Nötige – auch wenn es einem auf den ersten Blick grausam erscheint, wenn der Igel nochmal zur Futterstelle kommt und da eines Abends Anfang Dezember, vorzugsweise, wenn der Wetterbericht absinkende Temperaturen voraussagt, nichts mehr zu finden ist.

Wenn immer weitergefüttert wird, gehen Igel eventuell gar nicht in den Winterschlaf. Jeder Igelstationsbetreiber kennt die Hilferufe um Weihnachten herum oder sogar im Januar beim ersten Schnee, dass „die armen Igel an der Futterstelle kalte Füße haben!” …— Mit dem Zufüttern soll man den natürlichen Ablauf sinnvoll stützen, ihn aber nicht auf den Kopf stellen!

Wenn man beobachtet, dass ein Jungigel auffällig klein bleibt und man befürchtet, dass er für den Winterschlaf nicht gerüstet ist, muss man ihn einfangen und wiegen. Wenn er Mitte Oktober gut 300 g und Anfang November mindestens 500 g wiegt, ist alles in Ordnung, in diesen Fällen nach obigen Regeln draußen weiterfüttern. Wenn er aber weniger wiegt, muss man davon ausgehen, dass er den Winter draußen nicht überleben würde. Er ist dann krank und/oder sehr spät zur Welt gekommen oder seiner Igelmutter frühzeitig weggelaufen. Einen solchen Igel kann man nur retten, wenn man ihn in menschliche Obhut nimmt. Dann gilt es, sich sachkundig zu machen, damit die gutgemeinte Hilfe nicht schief geht: Verfahren Sie dann nach der Anleitung  im Text Nr. 21: „Unterbringung, Futter, med. Behandlung, Auswilderung des Pflegeigels”.